Auf dieser Seite stehen Tipps bzw. konkrete Bauanleitungen für Trommeln:

 

 

 

Eine Trommel besteht in der Regel aus einem Hohlkörper, über den eine elastische Membran gespannt wird, das sog. "Trommelfell". Der Name deutet an, dass die Membran oft aus Tierhäuten hergestellt wurde und auch noch wird. Man spielt die Trommel mit einem Schlägel mit mehr oder weniger hartem Kopf, mit den Händen oder einzelnen Fingern.

Viele Gegenstände aus unserer Umgebung eignen sich ebenfalls zum Trommeln, manche ganz ohne Veränderungen, z. B. Blechbüchsen, Blech- oder Pappschachteln, umgedrehte Töpfe oder Tonnen.

Als Hohlkörper für eine bespannte Trommel sind ebenfalls viele zweckentfremdete Gegenstände benutzbar, wenn sie einigermaßen stabil sind: Röhren aus Pappe (Teppichrollen, Kabeltrommeln), Plastik (Installationsabfälle), Dosen und Eimer, die man z. B. in Großküchen in großen Mengen besorgen kann, evtl. muss man sich einige Tage vorher anmelden. Besonders schön sehen einfache Blumentöpfe oder Terracottakübel aus.

 

Grundsätzlich gilt die Faustregel, dass große Durchmesser tiefer klingen als kleine; lange Hohlkörper unterstützen diesen Effekt. Eine unten offene Trommel klingt lauter, länger und tiefer als eine geschlossene, weil die im Wortsinn schlagartig komprimierte Luft entweichen kann und die Schwingung des Fells nicht dämpft. Aus dem gleichen Grund sollte eine Trommel beim Spielen so gehalten oder aufgestellt werden, dass die untere Öffnung dabei nicht verschlossen wird. Natürlich kann die Dämpfung des Trommelschlags auch ein erwünschter Effekt sein, dann wird ein geschlossener Hohlkörper benutzt, die Öffnung beim Spielen zugehalten oder das Trommelfell mit der Hand abgedämpft.

Wird der Boden einer Büchse oder eines Eimers herausgeschnitten, sollte immer ein schmaler Rand des Bodens stehen gelassen werden um die Stabilität zu erhalten (Vorsicht bei Blechbüchsen wegen der Verletzungsgefahr, evtl. den Schnittrand mit Gewebeband abkleben!). Plastikeimer laufen nach unten oft konisch zu, man kann die daraus gewonnenen Röhren deshalb sehr gut ineinander stecken und mit Klebeband fixieren, um längere und damit tiefere Trommeln zu erhalten.

Blumentöpfe haben zwar in den meisten Fällen schon ein Loch im Boden, für einen besseren Klang kann der Boden aber vorsichtig, d. h. Stück für Stück, herausgebrochen werden. Dazu kann eine Wasserrohrzange, eine Beißzange oder eine Fliesenzange benutzt werden. Mit einem spitzen und harten Werkzeug, z. B. einem Vorstecher, kann eine Sollbruchstelle geschaffen werden, damit der Tontopf bei dieser heiklen Arbeit nicht ganz zerbricht. Der Bruchrand kann vorsichtig mit einer alten Halbrundfeile geglättet werden.

Das verwendete Trommelfell soll elastisch, aber dennoch mechanisch stabil sein, zudem muss es sich straff über den Trommelkörper spannen lassen. Große Trommeln benötigen kräftigere Felle als kleine. Käufliche Trommeln wie Bongos oder Kongas lassen sich mit Stimmschrauben spannen. Zwar sind die dafür erforderlichen Beschläge und Spannrahmen im Handel erhältlich, aber man kann ein Trommelfell auch mit einfacheren Mitteln in geringerem Umfang nachspannen, Einzelheiten werden später beschrieben.

 

Auf jeden Fall ist es von Vorteil, wenn das Trommelfell schon beim Bau fest über den Trommelkörper gespannt wird. Dies ist bei Materialien, die sich erst nach der Montage zusammenziehen, leicht zu verwirklichen. Diese Eigenschaften besitzen z. B. Tierfelle bzw. –häute, aber auch Papier; sie dehnen sich aus, wenn sie feucht bzw. nass sind, und ziehen sich beim Trocknen wieder entsprechend zusammen. Auch Trommelfelle lassen sich im Musikalienhandel kaufen, allerdings sind sie sehr teuer (für eine Trommel mit knapp 30 cm Durchmesser je nach Qualität ab ca. 15 Euro!, Bezugsquelle siehe Links, Schlaudt) Vielfach wird in der Literatur empfohlen Trommelfelle aus Fensterleder herzustellen. Allerdings ist dies ziemlich dünn und daher bestenfalls für kleine Durchmesser geeignet, außerdem auch nicht gerade preiswert. Denkbar wären evtl. noch Lederreste oder –abfälle, allerdings verfüge ich bisher leider (noch) nicht über praktische Erfahrungen, die mich befähigen würden ein qualifiziertes Urteil zu ihrer Verwendbarkeit zu fällen. Genauso wenig kann ich beurteilen, inwieweit sich die ebenso oft empfohlenen Schweinsblasen eignen (außer, dass sie ganz fürchterlich anfangen zu stinken, wenn man sie nicht sofort verarbeitet und schnell trocknet!).

 

Dazu möchte ich die Zuschrift von Olaf Wiesten zitieren, der folgenden Tipp hat:

Legt man die Schweinsblase 24 Std. in eine einfache Kochsalzlösung, stinkt sie beim Trocknen nicht (diesen Tipp habe ich von einem Metzger, der selbst allerdings keine Trommeln gebaut hat). Auch das lästige Fliegenproblem ist damit gelöst. (Bei meinem ersten Versuch mit Schweinsblasen hätte mich meine Frau fast rausgeschmissen, weil unser Balkon nicht mehr benutzbar war) Ich habe es ausprobiert und muss sagen, es funktioniert. Als Ort zum Trocknen eignen sich Heizungkeller. Dort ist es warm und belüftet sind sie meistens auch. Ich empfehle allerdings für den Umgang mit Schweinsblasen wegen einer möglichen Infektionsgefahr die Benutzung von Gummihandschuhen. Der Klang ist gut, allerdings wird das Fell im Laufe der Zeit leicht brüchig.

Ein Tipp von Susanne Klaile im Gästebuch an (13.2.04), den ich hier weitergeben will: sie benutzt und empfiehlt synthetische Wursthaut, die sie vom Schlachter bezieht.

Das Foto stammt auch von Susanne, dazu schrieb sie: “Ich befestige die Haut mit Holzleim (Vorsicht, nur außen am Rand) und spanne dann mit festen Gummis aus dem Modellbaugeschäft. Deine Anregung mit den Gummis aus Autoschläuchen werde ich auch mal ausprobieren. Ich verwende die einfachen Blumentontöpfe, die haben keinen Wulstrand sondern einen glatten Rand. (gibts ja  auch in vielen Größen für größere und kleinere Kinder) Über diesen breiten Rand kann man gut die Gummis spannen. Die Wursthaut zieht sich auch beim Trocknen zusammen. Über Nacht trocknen reicht aus. Den Rand verziere ich anschließend mit einer bunten Kordel die ich auch mit Holzleim befestige.
Werde ich unbedingt bald ausprobieren, sobald meine carnivorischen Spione (ich bin “leider” Vegetarier und mag nicht zum Schlachter gehen) mir diese Pelle besorgt haben. Bei solchen Rückmeldungen fängt es an, richtig Spaß zu machen, eine Homepage zu haben! Danke, Susanne!

 

Sehr gute Erfahrungen habe ich mit Trommelfellen aus Papier gemacht, auch wenn das im ersten Moment sehr befremdlich klingt!

 Hohlkörper aus Pappe, Holz oder Ton lassen sich gut mit einem Trommelfell aus "Elefantenhaut" überziehen (ein pergamentähnliches, dickes Papier mit marmorierter Oberfläche, hat den Vorteil, dass es keine bevorzugte Reißrichtung hat wie normales Papier, kann also einlagig verarbeitet werden):

 Die Arbeitsschritte:

  • Die "Elefantenhaut" von beiden Seiten anfeuchten, damit es sich ausdehnt und beim Einstreichen mit Leim nicht wellt
  • Beide Seiten und den Rand des Trommelkörpers mit Tapetenkleister oder verdünntem Holzleim satt bestreichen
  • Das "Fell" über die Öffnung legen und mit beiden Händen nach unten streichend fest an die Wand des Trommelkörpers drücken. Je nach Größe sind auch 4 oder 6 Hände sehr hilfreich!
  • Die entstehenden Falten evtl. nachleimen und gut andrücken
  • Das "Fell" mit einem Gummiband (aus altem Auto- o. Fahrradschlauch schneiden) oder einer Schnur fixieren, beides kann nach dem Trocknen auf Wunsch wieder entfernt werden

Noch einige Anmerkungen zu der Arbeitsanleitung:

Die Gummiringe für den letzten Arbeitsschritt werden ca.1 cm breit von einem Reifenschlauch abgeschnitten. Da diese nicht mehr sehr häufig benutzt werden, sollte man sich frühzeitig an einen Reifen- oder Autohändler wenden um ihn zu bitten evtl. anfallende Schläuche zurückzulegen (sie eignen sich auch als Trommelfelle, aber auch als Rodelschlitten-Ersatz im Winter und als Schwimmreifen bzw. –insel im Sommer).

Ob Holzleim besser als der (viel preiswertere) Tapetenkleister geeignet ist, kann ich mangels vergleichbarer Versuche nicht beurteilen. Holzleim ist aber auch in einer Qualität erhältlich, die nach dem Trocknen wasserunlöslich ist, obgleich man den Leim vorher mit Wasser verdünnen kann. Wie stark der Leim oder der Kleister vorher verdünnt wird, hängt u. a. davon ab, wie schnell gearbeitet wird, wie warm und trocken die Raumluft ist und wie saugfähig die verarbeiteten Materialien sind. Evtl. sollten Papp- oder Tonkörper vorher auch angefeuchtet werden oder schon mit Leim bestrichene Flächen nachgefeuchtet werden, wenn sie vor dem Zusammenfügen schon zu stark angetrocknet sind.

Das Papier sollte vor dem Bestreichen mit dem Kleber nicht zu nass sein; der verdünnte Leim kann dann beim Bestreichen etwas in die Oberfläche eindringen und dem Material nach dem Trocknen noch etwas mehr Stabilität verschaffen.

Bevor ich "Elefantenhaut" kennenlernte, habe ich auch sehr erfolgreiche Versuche mit "Pergamentpapier " gemacht. Leider ist der Begriff nicht sehr klar definiert; man bezeichnet damit sowohl billiges Butterbrotpapier als auch hochwertiges, sehr hartes Papier, das Architekten für technische Zeichnungen verwenden.

Dieses "Architektenpapier" ist wesentlich dünner als "Elefantenhaut", man muss daher vorher mehrere Lagen übereinander leimen:

  • das zurechtgeschnittene Papier wird beidseitig angefeuchtet, bis es sich nicht mehr wellt
  • Leim oder Kleister auf beide Seiten auftragen
  • die einzelnen Schichten werden jeweils um 90 Grad verdreht aufeinander gelegt, danach werden Luftblasen und überschüssiger Kleber mit einer Gummiwalze oder einem alten Nudelholz herausgewalzt
  • nachdem beide Seiten noch einmal gründlich eingekleistert wurden, wird das "Schichtpapier" wie die Elefantenhaut über den Trommelkörper geklebt

Die Methode das Papier kreuzweise um 90 Grad versetzt zu verleimen bewirkt einen Effekt, der auch bei der Herstellung von Sperrholz ausgenutzt wird: die unterschiedliche Stabilität in Längs- und Querrichtung wird ausgeglichen bzw. verteilt.

 

Bei Verwendung von preiswertem Butterbrotpapier (vier Lagen) stellte ich fest, dass die akustische Qualität zwar gut war, die mechanische allerdings zu wünschen ließ, bei hoher Belastung war das Trommelfell einer Blumentopftrommel zerrissen.

Die Stabilität des Trommelfells aus Papier lässt sich stark steigern, wenn eine oder mehrere (kreuzweise) Lagen aus Mullbinden o. ä. Material, z.B. Tüllgardinen zusätzlich zu den Papierlagen mit eingeleimt werden, es wird dadurch auch schwerer und damit im Ton tiefer (besonders empfehlenswert bei größeren Durchmessern)

 

Alle Trommelfelle, die feucht aufgezogen werden, sind stark vom Klima abhängig:

In ungeheizten Räumen oder unter freiem Himmel werden die Trommeln bei feuchtem Wetter tiefer, schlimmstenfalls "schlapper" klingen als in trockener Luft. Diesen vermeintlichen Nachteil können wir bei verspannten (s. u.), d. h. nicht verklebten Fellen auch zum Nachspannen ausnutzen, mit dem Ergebnis, dass sie dann bei trockenerem Wetter um so "knackiger" klingen.

Vom Hörensagen kenne ich die Methode ein Stück Zeitung zu zerknüllen, in die Trommel zu stecken und anzuzünden, danach soll sie wieder "wie neu" klingen!

 

Durch die Benutzung von wasserfestem Holzleim kann zwar ein Erschlaffen der Membran in Maßen verhindert werden, jedoch ist es dann evtl. nicht mehr möglich, ein durch zu starken Druck verbeultes Trommelfell durch Anfeuchten und anschließendes Trocknen wieder zu reparieren.

 

Ein Trommelfell aus Tierhaut wird am besten mit Hilfe von Spannringen befestigt.

   

 

 

 

 

 

 

 

Terrakottatrommel mit Tierfell und Spannringen:

 

 

Insgesamt werden 3 Spannringe benötigt, wobei der in der Zeichnung untere ziemlich genau den Durchmesser des Trommelrandes plus doppelte Stärke des Fells plus 1 bis 2 mm Sicherheitszugabe haben muss, der Durchmesser des oberen Rings ist ca. 1 cm größer, die Abmessung des dritten erforderlichen Rings richtet sich nach dem unteren Trommeldurchmesser plus ca. 1 cm für die Schnur, mit der die Schlaufen geknüpft werden. Die Anzahl der Schlaufen richtet sich nach dem Ringdurchmesser; je mehr Schlaufen vorhanden sind, um so gleichmäßiger lässt sich nachher das Trommelfell spannen.

 

 

So werden die Schlaufen an dem obersten Ring hergestellt, durch die dann später die Zickzack-Schnürung gezogen wird

Das eigentliche Spannen geschieht durch Zickzackschnürung durch die Schlaufen (s. o.)

Der dritte Spannring kann nur benutzt werden, wenn der Trommelkörper konisch oder bauchig ist. Bei stabilen Plastik- oder Holzröhren kann die untere Befestigung durch Löcher geschehen, die in den unteren Rand gebohrt werden, evtl. auch mit Hilfe von eingesägten Schlitzen.

Zum festen Spannen wird das Fell noch einmal nachgefeuchtet und die Zickzack–Verspannung nach und nach fester gezurrt.

 

Da die Durchmesser der Ringe ziemlich genau auf den Trommelkörper abgestimmt werden müssen, ist es kaum möglich vorgefertigte Ringe, z. B. für Batikarbeiten, zu benutzen, sie müssen daher in der Regel selbst hergestellt werden: Ein Stück Baustahl (Reste von der Baustelle), ca. 3,5 x Durchmesser des Rings in cm, wird entrostet und im Schraubstock zu einem Ring gebogen, dabei sollte beim Biegen der Trommelkörper direkt daneben stehen, damit zwischendurch immer wieder angepasst und verglichen werden kann. Erst wenn der endgültige Durchmesser erreicht ist, wird der überschüssige Rest abgesägt. Im Schraubstock werden die Enden aneinander so ausgerichtet, dass ein kleiner Spalt bleibt und dann mit einem Schweißpunkt (E- oder Schutzgas-Schweißgerät) verbunden. Anschließend sollte der Ring mit wasserfestem Lack überzogen werden.

 

Besonders Terracottatöpfe haben am oberen Rand oft einen Wulst. Damit die Ringe das Fell einklemmen können, muss die Einschnürung ausgeglichen werden. Ich benutzte dazu einen Stoffstreifen, den ich unterhalb des Wulstes um die Trommel wickelte, bis die Stelle gleich dick wie der obere Rand war. Ein gemusterter Stoff kann dabei gleichzeitig als Verzierung dienen.  

In der Literatur wird oft empfohlen, die Felle aufzukleben oder anzunageln. Da Naturfelle, wie erwähnt, nicht gerade preiswert sind, finde ich, dass sich der relativ hohe Aufwand mit den Spannringen lohnt, die Verspannung ermöglicht das Nachspannen des Trommelfells und sieht zudem auch sehr schön aus.

Karikatur des Autors
In der Wirklichkeit bin ich noch schöner!
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